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Alt 26-06-2016, 11:33   #14
Benjamin
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Zum oberen Artikel:

Zitat:
Unter einer Disinflation versteht man eine Verringerung des Preisniveauanstiegs, das bedeutet die Geschwindigkeit von Preissteigerungen nimmt ab. Disinflation bezeichnet somit eine Verminderung der Inflation, jedoch nicht ein Sinken des Preisniveaus (Deflation). Disinflationspolitik zielt darauf ab, die Inflationsrate in einer Volkswirtschaft zu reduzieren. Gemäß dem Konzept der Phillips-Kurve führt eine Disinflationsstrategie zu einer Reduzierung des realen Bruttoinlandsproduktes.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Disinflation

Phillips-Kurve: Lohnänderungsrate über der Arbeitslosenquote: Bei niedriger Arbeitslosenrate kommt es zu hohen positiven Lohnsteigerungen, bei hoher Arbeitslosenquote gehen die Lohnänderungen nach Null oder die Löhne sinken sogar, die Kurve verläuft exponentiell. Analoges trifft zu für die Grafik der Inflationsrate über der Arbeitslosenrate.

Zitat:
Unter Deflation versteht man in der Volkswirtschaftslehre einen allgemeinen, signifikanten und anhaltenden Rückgang des Preisniveaus für Waren und Dienstleistungen. Deflation entsteht, wenn die gesamtwirtschaftliche Nachfrage geringer ist als das gesamtwirtschaftliche Angebot (Absatzkrise). Deflation tritt üblicherweise zusammen mit einer Depression auf.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Deflation

Zwei Werkzeuge gegen Disinflation und Deflation:

Monetary policy:

Zitat:
Monetary policy is the process by which the monetary authority of a country controls the supply of money, often targeting an inflation rate or interest rate to ensure price stability and general trust in the currency.
Further goals of a monetary policy are usually to contribute to economic growth and stability, to lower unemployment, and to maintain predictable exchange rates with other currencies.
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Monetary_policy
Derzeit bedeutet Monetary policy die Absenkung bzw. das Niedrig-Halten der Zinsraten sowie die künstliche Schaffung von riesigen Geldmengen, die das aus dem Nichts kreiert werden, beides gesteuert von den jeweiligen Zentralbanken. Die Bewertung der derzeitigen Wirksamkeit der Monetary policy im oberen Artikel:
- we are approaching the limits, and
- the effectiveness of monetary easing is waning.
Faktisch bedeutet dies: "Game over" für Monetary policy!

Fiscal policy: Konjunkturprogramme der Regierung zur Schaffung von zusätzlicher/ersatzweiser Nachfrage in den Märkten, finanziert über Schulden (nicht über Budgetreduzierung an anderer Stelle, denn das Ziel ist ja gerade, das mehr Geld durch die Öffentliche Hand ausgegeben wird).
Fiscal policy ist eine Wette! Diese Wette geht nur dann auf, wenn die Konjunkturschwäche sich später als vorübergehend herausstellt und also später abgelöst wird durch einen weiteren Aufschwung mit höheren Steuereinnahmen und verbunden mit weiterhin niedrigen Zinsen (höhere Zinsen wären bei riesiger Verschuldung rasch nicht mehr bedienbar durch die öffentlichen Haushalte).
Erfüllt sich diese Wette nicht, weil der Konjunkturboom nicht oder nur kaum wahrnehmbar kommt, dann beschleunigt solche "Fiscal policy" den Weg in den fiskalischen Abgrund der Öffentliche Hand, sprich: deren Bankrott! Zum Zeitpunkt des Wettbeginns weiß die Öffentliche Hand nicht, welche der beiden möglichen Wettergebnisse kommen wird, sondern "hofft" lediglich, und zwar gestützt auf Basis vergangener Erfahrungen (dass es auch dieses Mal gut gehen wird; außerdem sei die "Fiscal policy" nun alternativlos).


In dem o. g. Artikel in Posting #13 von Tyler Durden wird nun die These aufgestellt, dass die großen Kapitalbesitzer durchaus einen begrenzten Crash ohne wirklichen Stress sehen können, weil das die Politiker faktisch zwingen würde, Konjunkturprogramme zur Rettung aufzulegen ("launch fiscal policy, either sterilized or in the form of helicopter money"). Diese Kreditmittel der Öffentlichen Hand würden dann erneut zu Geschäftsvolumen in den Märkten führen, an dem primär die großen Kapitaleigner profitieren würden - die hätten also im Grunde immer noch wenig Stress.
  • Geht die fiscal policy-Wette auf, dann haben die Kapitaleigner auf Steuerzahlerkosten die eigenen Verluste während der vorübergehenden Krisenzeit reduziert.
  • Geht die fiscal policy-Wette nicht auf, dann haben die Kapitaleigner immerhin auf Steuerzahlerkosten eine angenehme Zeit gewonnen bis zum finalen Kollaps der Wirtschaft (wenn selbst die Öffentliche Hand keinen Kredit mehr bekommt bzw. durch Wählerwillen gezwungen nicht mehr Kredite aufnehmen darf; "Game over" auch für fiscal policy!). Damit wären dann die beiden primären Werkzeuge gegen Disinflation und Deflation nicht mehr wirksam!
Sicher ist: Bäume wachsen nicht in den Himmel! Irgendwann geht die fiscal policy-Wette nicht auf. Die Frage ist nur noch: Wann?
Der Kollaps ist dann nicht mehr aufzuhalten!

Geändert von Benjamin (26-06-2016 um 12:50 Uhr)
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