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Alt 01-04-2020, 15:02   #22
Benjamin
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Mohamed El-Erian ist Chief Economic Adviser der Allianz.

hier im Interview vom 30. März 2020 mit der ZEIT, Interview Heike Buchter: https://www.zeit.de/wirtschaft/2020-...a-donald-trump

"Was gerade passiert, wird Generationen prägen"

Anders als bei einer Finanzkrise:
Zitat:
jetzt kann uns keine Intervention der Notenbank retten
Zitat:
wir sind alles andere als über den Berg.
Zitat:
Wir können die Wirtschaft erst wieder ins Laufen bringen, wenn wir eine medizinische Lösung gefunden haben.
All die Billionen der EZB & Fed etc. sind nur Schadensbegrenzung, kein Konjunkturprogramm

Zitat:
Zwei Billionen Dollar {in den USA} – das schien noch vor zwei Wochen absolut unvorstellbar. Aber das ist erst der Anfang, das wird nicht reichen. Die richtige fiskalpolitische Antwort lautet jetzt: Koste es, was es wolle. Aber die große Schwierigkeit wird in der Umsetzung bestehen. Das ist ja kein Automatismus. Es fehlen vielfach die Pipelines, wenn man so will, um die Mittel so schnell wie möglich an ihre Bestimmung zu bringen. Und es ist ein Wettrennen gegen die Zeit.
Zitat:
...es keine gemeinsame Gesundheitspolitik {in der EU] gibt. Außerdem befindet sich jedes Mitgliedsland in einer anderen Verfassung, wirtschaftlich wie mental.
Zitat:
Die Krise in Europa ist noch in guter Erinnerung. Gerade in Ländern wie Deutschland herrscht das Denken, man habe die Nachbarn schon einmal gerettet und jetzt schon wieder? Bedingungslos auch noch? Das zeigt sich an der Diskussion über die gemeinsamen Corona-Anleihen. Das ist exakt die gleiche Debatte wie damals während der Schuldenkrise. Ich kann die Bedenken ja sogar nachvollziehen. Aber wir können uns jetzt keine gegenseitigen Schuldzuweisungen erlauben. Wenn wir die Krise nicht gemeinsam bekämpfen, dann verlieren wir den Kampf. Keines der Länder kann sich wirtschaftlich erholen, wenn sich nicht auch die anderen europäischen Länder erholen.
Zitat:
Werden wir in einer ganz anderen Welt leben, wenn die akute Krise vorbei ist?
El-Erian: Absolut!

ZEIT ONLINE: Wie wird die Welt nach dieser Krise aussehen?

El-Erian:
  • Die De-Globalisierung wird sich beschleunigen. Die Idee der Globalisierung ist schon vorher in Bedrängnis geraten. Einmal, weil klar wurde, dass sie viele Menschen wirtschaftlich einfach zurückgelassen hat. Dann kam der Handelskrieg der vergangenen Jahre. Aber bisher hatten wir immer noch die Konzerne, die die Globalisierung massiv unterstützten.
  • Jetzt werden wir sehen, wie auch Unternehmen davon Abstand nehmen. All die hochgelobten Konzepte wie Just in Time und kostengünstiges Einkaufen – jetzt haben die Manager erlebt, dass die weltweiten Lieferketten ihre Unternehmen angreifbar machen.

ZEIT ONLINE: Das heißt aber auch, dass Waren für uns Verbraucher teurer werden?

El-Erian: Ja, wir werden
  • höhere Inflation und
  • niedrigere Produktivität haben.
  • Und eine höhere Verschuldung.
  • Und eine stärkere Verflechtung von Staat und Wirtschaft, die jetzt schon begonnen hat.
    Es wird für Regierung und Unternehmen vor allem darum gehen, Widerstandsfähigkeit zu stärken. Widerstandsfähigkeit wird oberste Priorität gewinnen.
  • Wir werden fundamentale Änderungen erleben, die wir noch vor ein paar Wochen als unglaublich, sogar als lächerlich, abgetan hätten.

ZEIT ONLINE: Zum Beispiel?

El-Erian: Wir werden ernsthaft über ein
  • garantiertes Grundeinkommen diskutieren. Die Idee, Menschen einfach Geld zu geben. Das ist ja bereits Bestandteil des US-Rettungspakets. Bis vor Kurzem wäre das unvorstellbar gewesen.
  • Wir werden über Modern Monetary Theory diskutieren, das heißt, letztlich die Notenbanken der Fiskalpolitik unterwerfen.
  • Und wir werden eine radikale Lösung für die Überschuldung finden müssen.
Ich könnte die Liste beliebig weiterführen. Fest steht: Was gerade passiert, wird Generationen prägen.
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Websuche nach Mohamed El-Erian in der letzten Woche:
https://www.google.com/search?rlz=1C...TDGDMwQ4dUDCAs

Geändert von Benjamin (01-04-2020 um 15:14 Uhr)
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