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Alt 28-06-2009, 11:04   #66
Benjamin
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Für mich wichtig ist der Parameter Zeit bzw. das Timing: Haben wir bereits den Anfang der Entwicklung gesehen, oder kommt das alles "bald", oder ist das alles am Ende noch "ganz viele Jahre" weg?

Aus den oben genannten Postings (unbedingt lesen, die oben von mir einkopierten Artikel sind sehr interessant!) - sowie vielen anderen Veröffentlichungen - schlussfolgere ich, dass
  • Das weltweite Ölfördermaximum bereits zeitlich hinter uns liegt. Es war aller Voraussicht nach im Jahre 2006.

    Setzt sich der Trend fort, wird sich die Förderung in den nächsten 10 Jahren mehr als halbieren. Das entspricht einer weltweiten Ölförderrate, wie wir sie etwa 1968 hatten - von 40 Jahren!

    Diese hohe Geschwindigkeit der voraussichtlichen Entwicklung macht deutlich, dass unser aller Leben - und vor allem alle unsere Arbeitsplätze - massiv von dieser Entwicklung betroffen sein werden. Es wird jeden treffen: Unser neues Auto wird in wenigen Jahren kaum noch bezahlbare Spritkosten aufweisen, Flugreisen werden zum echten Luxusgut, viele Produkte aus ferneren Ländern werden teuer oder verschwinden ganz, etc.

    Die weltweite Wirtschaftskrise führt dazu, dass die Ölförderraten noch steiler abfallen werden als sie das unter optimalen betriebswirtschaftlichen Bedingungen der Ölfirmen tun würden, weil die Ölfirmen Investitionen in die Ölförderung tendentiell solange unterlassen werden, bis der Ölpreis wieder real sehr hoch ist.

    Zwischen Wirtschaftskrise einerseits und Absenkung der weltweiten Ölförderungsraten andererseits besteht eine positive Rückkopplung. Denn wenn der Ölpreis wieder ansteigt, wird er zunehmend eine Belastung für die immer noch schwächelnde Wirtschaft und diese mögl. wieder zurück in die Krise schicken, was den Ölfirmen signalisiert, ihr Geld besser in Aktienrückkäufen und Übernahmen zu investieren.

    "Irgendwann" wird der hohe weltweite Ölbedarf insbesondere für die Transportvorgänge im Handel bei zurückgehendem Ölangebot für einen Ölpreisanstieg sorgen (selbst in Zeiten einer Wirtschaftskrise) und damit die o.g. positive Rückkopplung aufheben. Dann allerdings dürfte der Ölpreis in kurzer Zeit sehr hoch schnellen. Die dann wieder anziehenden Investitionen der Ölfirmen in ihre eigene Förderung wird an dieser steilen Preisentwicklung nichts ändern können: Die bereits betriebenen Felder geben nicht mehr "mehr" her (eher weniger), und neue Felder sind klein und nur über einen jahrelangen schwierigen Prozess teuer zu erschließen (man denke nur an Öff-Shore Projekte).

    Die Marktkapitalisierung (der Börsenwert) praktisch aller Unternehmen wird von der Börse derzeit bestimmt unter anderem unter der Voraussetzung eines funktionierenden und billigen Handels (insbesondere des Handels nach Übersee) sowie relativ kleiner Energiekostenanteile an den Endproduktkosten. Wenn diese grundlegende Annahme nicht mehr gilt, weil insbesondere die Transportkosten einen zu hohen Anteil an den Produktkosten ausmachen würden, dann sind alle diese Unternehmern völlig überbewertet: Ihr Aktienkurs muss sinken, einige werden völlig schließen müssen.

    Für die Wirtschaft würde so ein Ölpreisspike voraussichtlich begleitet von vielen anderen Entwicklungen wie z. B. steigende Renditen von (Staats-)Anleihen, fallende Aktienmärkte, steigende Arbeitslosenzahlen, etc.. Ein Ölpreisspike würde mit einem allgemeinen Kollaps der Weltwirtschaft zusammenfallen - und folglich mit Entlassungsschreiben unserer Arbeitgeber an uns Arbeitnehmer.

Geändert von Benjamin (28-06-2009 um 12:57 Uhr)
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